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Interview mit einem Volontier


Remo reiste im November 2023 für einen 2-wöchigen Freiwilligeneinsatz nach Goshene.
Lesen Sie in diesem Interview wie Remo den Einsatz in Goshene erlebte.

Interview mit einem Volontier

REMO IST 29-JÄHRIG UND GELERNTER SCHREINER. NACH VERSCHIEDENEN BERUFLICHEN STATIONEN IST ER HEUTE IN DER JUGENDARBEIT TÄTIG. GEMEINSAM MIT DEN LOKALEN SCHREINERN ERSTELLE ER IN GOSHENE TISCH- UND SITZBANKGARTNITUREN FÜR DEN ZUR GLEICHEN ZEIT NEU ERBAUTEN ESSENS- UND AUFENTHALSPAVILLON.

REMO, WAS WAREN DEINE ERSTEN EINDRÜCKE IN KENIA?
Den ersten Eindruck bekam ich am Flughafen. Wir wurden von den Locals abgeholt. Die Begrüssung war sehr «herzlich».
Der zweite Eindruck entstand im Kontakt mit den Behörden, welche uns bereits am Flughafen in das System der Korruption einführten. Zum Glück überwiegte der erste Eindruck!

WIE WAR ES FÜR DICH, BEIM VEREIN WATOTO-GOSHENE MITZUHELFEN?
Es waren für mich eher Ferien, es fühlte sich nicht nach helfen oder arbeiten an. Die nötigen Arbeiten wurden im Vorfeld von Peter und Esther geplant und eingeteilt. So wurden wir alle sofort in die Projekte eingebunden. Es zeigte sich vor Ort sehr schnell, wie wichtig und hilfreich mein Einsatz ist. In der Schweiz war mir noch nicht wirklich klar, welche Arbeiten ich dort in der Schreinerei erledigen sollte.
Das Zusammenarbeiten mit den Locals war besonders bereichernd. Die Freude an der Mithilfe war spürbar und sie nahmen meine Verbesserungsvorschläge gerne an.

WAS HAT DICH AM MEISTEN BEEINDRUCKT?
Die Zufriedenheit der Menschen, die trotz der allgemeinen Armut in Kenia zu spüren war.

WAS HAT DICH ZUM NACHDENKEN GEBRACHT?
Genau diese zufriedene und herzliche wie auch interessierte Art der Menschen sowie der Faktor Zeit. Genügend Zeit zu haben erlaubt es, grosszügig auf das Gegenüber einzugehen, zuzuhören und sich auf Gespräche einzulassen. Dies in einem Land, das zwar Strukturen kennt, die aber bei Weitem nicht an das «schweizerische Uhrwerk» erinnern. Ich wundere mich eigentlich, dass überhaupt irgendetwas in diesem Land funktioniert.

WAS HAST DU FÜR DICH PERSÖNLICH AUS DEM AUFENTHALT IN GOSCHENE MITNEHMEN KÖNNEN?
Mein Interesse und meine Begeisterung sind geweckt. Ich bin Feuer und Flamme, erneut wieder nach Kenia zu reisen und mich für Watoto-Goshene einzusetzen.

WAS KONNTEST DU DEN MENSCHEN IN GOSHENE VON DIR ODER DEINEN FÄHIGKEITEN MITGEBEN?
Leider ist es so, dass es keine Ausbildung für Jugendliche gibt. Vielmehr wird Arbeit zugewiesen und es herrscht eher ein Konkurrenzkampf im Hinblick auf Fachwissen. So habe ich versucht, mit pädagogischem Gespür, möglichst viel zwischen Schreinermeister und den Jungs zu vermitteln und sie zu motivieren. Ich hoffe, dass dies nachhaltig wirkt.

WIE SAH DEIN TAGESABLAUF AUS?
Das Leben richtet sich nach der Sonne bzw. dem Licht. Wir mussten früh aufstehen, weil wir von unserer Unterkunft jeweils 1 ½ Stunden über holprige Strassen bis nach Goshene fahren mussten. Wir wollten den Tag optimal ausnutzen, so dass genügend Zeit für unsere Arbeiten im Busch blieb. Das Mittagessen nahmen wir auf der Baustelle ein. Die Rückfahrt war ebenso lange und ermüdend. Schön war, dass wir nach einem langen und staubigen Tag in unserer Unterkunft duschen, gemeinsam essen und die Abendstimmung geniessen konnten.

KONTET IHR ALLES UMSETZEN, WAS IHR EUCH VORGENOMMEN HABT?
Die Arbeiten liefen planmässig und wir konnten unsere unterschiedlichen Projekte abschliessen.

WIE UNTERSCHEIDET SICH DIE SCHREINERARBEIT IN DER SCHWEIZ UND IN KENIA?
Angefangen mit der Stromversorgung, die in Kenia sehr stark vom trockenen Wetter abhängt. Wo wir am ersten Tag in der Schreinerei noch gut vorwärts kamen, hatten wir am nächsten Tag nur noch für gut zwei Stunden Strom und somit auch nicht die in der Schweiz gewohnte Produktivität. So hat der Donnerschlag gleichzeitig auch schon den Stromausfall «eingeläutet». Auf fünf Personen in einer Schreinerei, kam nur gerade EIN Handhobel. Generell gibt es viele helfende Hände, aber zu wenig Werkzeug.
Meine Mitbringsel waren sehr willkommen und nützlich. Darunter ein Schleifstein zum Schärfen des Hobelmessers. Ebenso das Doppelhobelmesser, welches in der Schweiz gar nicht mehr erhältlich ist. Es wurde sogleich eingespannt und benutzt. Allgemein ist es erstaunlich, wie mit einfachem und wenig Werkzeug grosse und komplexe ­Arbeiten erledigt werden. Da wird noch richtiges Handwerksgeschick benötigt. Die ­Präzisionsarbeit wird den Menschen dort nicht von Maschinen abgenommen.

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