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Interview mit einer Volontärin

Cornelia war beim Einsatz im November 2024 in Goshene mit dabei

Interview mit einer Volontärin

Cornelia ist 57-jährig, verheiratet, hat drei erwachsene Söhne und ist zweifache Oma.
Sie stammt aus einer kinderreichen Bauernfamilie aus dem Thurgau und ist das zwölfte von sechzehn Kindern. Cornelia hatte eine schöne Kindheit, auch wenn alle Kinder zu
Hause mithelfen mussten.

Ihr Schwager war im November 2023 mit der Freiwilligentruppe in Goshene und «stupste» sie an, dass ein Einsatz in Kenia doch genau was für sie wäre.
Die Idee liess sie nicht mehr los. Aber wie sollte das gehen, Ihre Arbeit und die Familie
einfach für zwei Wochen alleine zu lassen und diese Zeit für sich und die Freiwilligenarbeit herauszunehmen.

Lesen Sie in diesem Interview wie Cornelia den Einsatz in Goshene erlebte.

CORNELIA, WAS WAREN DEINE ERSTEN EINDRÜCKE IN KENIA?
Erstmal war ich tief beeindruckt, zum Teil fast schockiert, zu sehen, dass die Leute im Busch tatsächlich so einfach hausen, in Lehmhütten ohne jeglichen Komfort, ohne Wasser, ohne Strom, einzig Feuer gibt es zum Kochen, wenn es dann auch Nahrungsmittel gibt... und gleichwohl scheinen sie glücklich zu sein.

WIE WAR ES FÜR DICH, BEIM VEREIN WATOTO GOSHENE MITZUHELFEN?
Es standen einige Renovationsarbeiten und Instandstellungen der Infrastruktur an. Es blieb aber viel Zeit, sich um die Kinder zu kümmern, mit spielen, puzzeln, basteln, singen. Die Kinder genossen es sichtlich, dass ihnen so viel Aufmerksamkeit, Nähe und Zuneigung geschenkt wurde.

WAS HAT DICH AM MEISTEN BEEINDRUCKT?
Mit wie viel Herzblut Esther und Peter das ganze Projekt organisierten, führten und schlussendlich bewältigten. Wie viele Freundschaften sie vor Ort schmieden konnten, ohne die es wohl nie möglich wäre, in diesem Land so was aufzubauen und zu unterhalten. Wenn man bedenkt, dass das Waisenhaus einzig aus einer Lehmhütte bestand, die nach einer langen Regenzeit einfach einstürzte. – Heute stehen dank der vielen Spenden im Busch ein Schulhaus, ein Pavillon, sanitäre Anlagen, eine Küche, ein Greenhouse und ein Haus für Mama Alice. Es gibt fliessend Wasser, Strom auf dem Grundstück, genügend Essen und die Kinder können zur Schule.
Es machte mir ebenfalls Eindruck, wie Esther 
bereits beim Einkauf für die Mahlzeiten auf Nachhaltigkeit achtete. «Ich kaufe das jetzt im Glas», dann kann das leere Glas mit Deckel im Busch wieder eingesetzt werden und landet nicht im Müll.

WAS HAT DICH ZUM NACHDENKEN GEBRACHT?
Durch den Kontrast zwischen den schwierigen Lebensbedingungen vor Ort und dem eigenen Alltag, habe ich mich mehr mit meinen eigenen Prioritäten und meinem Lebensstandard auseinandergesetzt. Die Menschen dort haben mich dazu gebracht, mehr über Konsum und wahres Glück nachzudenken. Es war aber auch inspirierend, zu sehen, wie die Bewohner im Busch mit begrenzten Mitteln ihren Alltag managen können und dennoch zufrieden scheinen.

WAS HAST DU FÜR DICH PERSÖNLICH AUS DEM AUFENTHALT IN GOSHENE MITNEHMEN KÖNNEN?
Der Einsatz hat mir persönlich sehr viel gegeben. Nach diesen zwei Wochen in Kenia, ist mir der Wert der Dinge wieder ganz klar - und ich verspüre Dankbarkeit. Zuvor war alles selbstverständlich, all unsere Annehmlichkeiten im Alltag. Gerade überlege ich mir sehr bewusst und mehrmals, ob ich das nun wirklich benötige, bevor ich etwas Neues kaufe.

WIE KONNTEST DU DICH IN GOSHENE EINBRINGEN?
Ich habe sehr gerne mit den Kindern Zeit verbracht Mit ganz einfachen Spielen waren die Kleinen zu begeistern, eine Polonaise, die neue Trommel, das waren Glücksmomente.
Ein weiteres Highlight für die Kinder und die Lehrerin: ich habe ihnen beigebracht, wie sie mit einem Grashalm zwischen den Händen pfeifen können. Das war neu für sie und dementsprechend war die Begeisterung gross. Den Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, machte auch mich zutiefst glücklich. Zu sehen, wie kleine Gesten oder Momente ihre Augen zum Strahlen brachten, hat mir gezeigt, wie viel Bedeutung in einfachen Dingen liegt.

DU BIST JA SELBER MUTTER. WAS WAR FÜR DICH DER GRÖSSTE UNTERSCHIED ZU DEN KINDERN IN DER SCHWEIZ?
Einfach unglaublich, wie viel Materielles wie z.B. Spielsachen unsere Kinder besitzen.
Die Kinder in Goshene besitzen nichts. Sie müssen sehr früh Verantwortung übernehmen, sei es für die kleineren Geschwister oder in der Gemeinschaft. Weinte ein Kind, wurde es sofort von einem grösseren getröstet.

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